KURZE BETRACHTUNGEN ZUR KUNST DER ÜBERSETZUNG (I) DIE TRANSKREATION

Die Theorie der Transkreation von Haroldo de Campos, die das Konzept des Übersetzers als Neuschaffenden von Ezra Pound und das des umstrittenen Primats der Ausgangssprache über die Zielsprache von Walter Benjamin aufgreift (wobei die Begriffe Ausgangssprache und Zielsprache von Sprachwissenschaftlern weithin in Frage gestellt wurden, wie unter anderem von Henri Meschonnic in seinem berühmten Buch „Poetics of Translation"), legt nach der Zeichentheorie von Peirce und Autoren wie Valéry und Eliot mittels eines aufmerksamen Prozesses der Kritik den Schwerpunkt auf die Neuschaffung des jeweiligen Textes, bei dem das Ganze immer größer ist als die Summe seiner Teile, wobei diese Gesamtheit unauslöschlich in die Bildung der Sinnes und die nachfolgende „Aneignung" dieses Sinnes durch den Übersetzer einfließt.

Zur Vermeidung schlechter Übersetzungen (wortwörtliche Übersetzungen), die im Gegensatz zu sinnvollen Übersetzungen stehen, versteht Haroldo de Campos wie Meschonnic Übersetzung als einen Akt der Sprache, bei dem die Historizität des Textes auf umbilikale Weise mit der Historizität des Subjekts/Übersetzers verbunden sein muss und bei dem ein so trügerischer Begriff wie der der Identität nicht um jeden Preis eine mehr als natürliche, wünschenswerte Andersartigkeit überlagern darf.

Und wenn diese Prämisse in der literarischen Übersetzung einen Maßstab darstellt, muss sie in der Übersetzung von Fach- und Wissenschaftstexten als Gesetz gelten, als der einzige Weg, die Übersetzung in der Achse einer Theorie des Subjekts und des Sozialen neu zu positionieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert