Traductanet beim Translating Europe Forum 2022
Traductanet beim Translating Europe Forum 2022
Übersetzungen sind ein Tool für das gegenseitige Verständnis von Kulturen und somit Teil der unsichtbaren Kräfte der Globalisierung und des Wirtschaftswachstums.
Aus diesem Grund nahm Traductanet vom 9. bis 11. November an der Konferenz Translating Europe Forum 2022 teil, die sich an Studenten, Universitäten, Übersetzer und Dolmetscher, andere Fachleute der Sprachbranche, Ministerien, Behörden und NRO richtete.
Das Hauptthema
Im Rahmen der Hybridveranstaltung, die in Brüssel und online stattfand, wurden verschiedene Diskussionsrunden abgehalten, bei denen vor allem aufgezeigt wurde, wie Technologie in Verbindung mit den besonderen Fähigkeiten und dem Fachwissen von Übersetzungsexperten den Globus vernetzter, erreichbarer und benutzerfreundlicher macht.
Übersetzungen helfen Unternehmen nach wie vor dabei, internationale Kunden zu erreichen. Die audiovisuelle Branche gewinnt zunehmend an Bedeutung und neue Technologien wie Sprache-zu-Text und automatische Spracherkennung helfen Menschen, sprachliche Hürden in akuten Situationen zu überwinden.
In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die interessantesten Erkenntnisse, die wir in den letzten Tagen gewonnen haben.
Übersetzen in Krisenzeiten
Wir konnten an einem Keynote-Interview mit Tetyana Struk, der Gründerin und Geschäftsführerin des Übersetzungs- und Lokalisierungsunternehmens Linguistic Centre®, teilnehmen. Die in Lwiw arbeitende Tetyana sprach über ihre Erfahrungen mit dem Übersetzen in Krisenzeiten, genauer gesagt in der durch die russische Invasion in der Ukraine verursachten Krise.
„Es war, als würde man aufwachen und sich in einem Kriegsfilm wiederfinden, nur dass man dieses Mal die Hauptrolle hat.“
Sie beschrieb, wie die Sprachindustrie eine große Widerstandsfähigkeit unter Beweis stellte – Übersetzer und Dolmetscher schlossen sich zusammen und begannen zu dolmetschen und zu übersetzen, eine wichtige Tätigkeit, die enorme geistige Anstrengungen erfordert. Gleichzeitig waren natürlich alle damit beschäftigt, zu kochen und sich in Sicherheit zu bringen.
Tetyana erzählte auch, wie sie die Kontinuität ihres Unternehmens während des Krieges aufrechterhalten konnte. Glücklicherweise waren zum einen viele ihrer Übersetzer nach Polen geflohen und konnten von dort aus arbeiten, zum anderen akzeptierten die Kunden Fristverlängerungen.
Der Schwerpunkt der Übersetzungen verlagerte sich zwangsläufig auf militärische, humanitäre, medizinische und psychologische Informationen, wobei die Dienstleister mit etlichen Herausforderungen konfrontiert waren, wie z. B. Zeitdruck, schlechte Arbeitsbedingungen, emotionale Traumata und Arbeit rund um die Uhr, zusätzlich zu den zuvor ausgeübten regulären Aufgaben.
Abschließend lobte sie die Fähigkeiten der Sprachgemeinschaft zur Selbstorganisation und Teamarbeit.
KI-basierte neurolinguistische Programmiertools
Das Thema einer anderen Diskussion mit mehreren Podiumsteilnehmern, an der wir auch teilgenommen haben, war der aktuelle Stand der audiovisuellen Übersetzung und insbesondere der Sprache-zu-Text-Übersetzung bei internationalen Institutionen, wo Text-zu-Text-Übersetzung traditionell das Kerngeschäft ist. Dabei ging es auch um die Frage, wie eine hohe Übersetzungsqualität und die Kompetenz von Übersetzern stets auf dem neuesten Stand gehalten werden können.
„Ich bin dafür, alles so weit wie möglich zu automatisieren, wobei wir den menschlichen Touch haben, um den menschlichen Wert hinzuzufügen.”
Livia Florensa Tomasi, Mitglied des Komitees ISO/TC 37/SC 5 (Übersetzen, Dolmetschen und verwandte Technologien) und Projektleiterin von ISO 18587 (Nachbearbeitung von maschinellen Übersetzungen), sprach darüber, wie sich dank KI-basierter Sprachtools neue Nischen entwickelt haben und Dienstleistungen viel schneller erbracht werden können.
Die Diskussionsteilnehmer wurden gebeten, das Konzept der Qualität aus ihrer Sicht zu definieren. Livia, die an der Ausarbeitung europäischer Normen für diesen Bereich mitwirkt, gab eine aufschlussreiche Antwort: Generell gibt es objektive Qualität, d. h. die Anwendung von Qualitätsebenen in einem Übersetzungsprozess mit sprachlichen Hilfsmitteln, um ein Qualitätsprodukt zu erzielen. Ihre Definition von Qualität? Dem Kunden geben, was er will, und sich dabei an seine spezifischen Bedürfnisse und sein Budget anpassen.
Die Diskussion endete mit dem Rat an die Linguisten, sich auf diese neue Ära einzustellen, in der die Menge der Übersetzungen möglicherweise einen deutlichen Auftrieb erfahren wird, und das bei steigender Genauigkeit und Qualitätssicherung.
Die Macht der Worte
Michael Cronin, Professor am Trinity College Dublin, hielt eine der Reden, auf die wir uns am meisten gefreut hatten.
Er erklärte, wie Übersetzung die Geschichte geprägt hat und warum Übersetzung und Übersetzer die Welt besser machen. Er betonte auch, wie wichtig es ist, präzise und in der eigenen Sprache zu kommunizieren, und unterstrich die Bedeutung der Form.
„Übersetzer sind Partikularisierer
– [sie] sind zutiefst in das Dickicht der Details der Sprache verstrickt.“
In seinem Buch „Landmarks“, einer Hommage an die Sprache der Landschaft und die Macht der Worte, die unser Gefühl für Orte prägen, argumentiert Robert Macfarlane, dass, wenn wir uns intensiver mit etwas beschäftigen, die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass wir uns dem gegenüber egoistischer verhalten.
Michael Cronin verknüpft diese Theorie mit dem Übersetzen in Krisensituationen wie Krieg, Klimawandel oder Pandemie und lobt die Rolle von Übersetzern im sozialen Bereich, die Menschen mit Worten dazu bewegen, sich mit mehr als nur der menschlichen Welt zu beschäftigen.
Seiner Meinung nach sollten Übersetzer im Zentrum von Ökologie-Hubs tätig sein und mit Fachleuten auf primärer, sekundärer und tertiärer Ebene zur Schärfung des allgemeinen Bewusstseins zusammenarbeiten, indem Menschen tief in die Landschaften hineingeführt werden, für deren Erhalt sie sich einsetzen sollten.
Abschließende Erkenntnisse
Auf europäischer Ebene ist es unser Ziel, aussagekräftige Inhalte für all diejenigen zu übersetzen und zu produzieren, die auf diese zugreifen und sie nutzen müssen.
Hier bei Traductanet sind wir der Meinung, dass diese Konferenz ein weiterer großer Schritt zum Erreichen dieses Ziels war. Wir haben uns sehr über die Teilnahme an dieser aufschlussreichen Veranstaltung gefreut und empfehlen Ihnen, sich alle Diskussionen anzusehen, um mehr über die besprochenen Themen zu erfahren.
Und wenn Sie einen professionellen Übersetzungsdienstleister benötigen, können Sie gerne mit uns Kontakt aufnehmen und ein Angebot anfordern!